Bayernligameister 2016 – Tag der Abrechnung …
Wir haben in den letzten Wochen schon einiges über diese scharfe Bambinitruppe der Allgäu Rangers berichtet, doch das I-Tüpfelchen fehlte noch, denn erst im hochkarätigen Endkampf würde sich zeigen wer wirklich das Recht hat den bayrischen Meistertitel für sich zu beanspruchen.
Ohne Mühe und Schweiß geht es nicht und so hieß es am gestrigen Samstag bereits für die meisten Kids um 04:45 Uhr raus aus den Federn, denn für 06:00 Uhr war die Abfahrt festgelegt. Der angemietete Reisebus war bis auf den letzten Platz ausgebucht, war doch den mitreisenden Eltern und Fans bewusst um was es geht. Die Anspannung war dem Trainerteam um Björn Michels und Sascha Müller anzumerken und die Nacht davor dürfte für so manchen etwas unruhiger gewesen sein. Würde das Trainingskonzept der letzten Monate und insbesondere der zurückliegenden 72 Stunden tatsächlich aufgehen? Klare Spielzüge und der ständige Ablauf von Standardsituationen wurden den Kleinen bis zum Abwinken eingebläut. Nach der Theorie muss irgendwann das praktische Spiel folgen. Da gibt es kein Entrinnen, denn der Tag der Abrechnung war gekommen!
Gegen 08:45 Uhr Eintreffen an der Saturn Arena zu Ingolstadt, Bezug der Mannschaftskabine und Vorbereitung für das Aufwärmtraining. Die Aufgeregtheit der Kids musste schnell der Ernsthaftigkeit des Tages weichen. Nicht immer ein leichtes Unterfangen für alle Beteiligten. Um 09:20 Uhr Rückkehr in die Kabine und Anlegen der Spielerausstattung. Im Anschluss kam das was immer kommen muss. Mit wohlgewählten Worten und Psychologie musste die Truppe scharfgemacht werden. An diesem Tag ging es um alles und dieser Gedanke musste nicht nur in den Köpfen, sondern auch im Herzen eines jeden einzelnen Spielers ankommen. Um 09:45 Uhr hieß es dann raus aufs Spielfeld. Mit den letzten praktischen Übungen wurde die Vorbereitung abgeschlossen. Der erste Gegnerkontakt verlief verhalten, denn es handelte sich um die Herausforderung schlecht hin. Die Deggendorf Pflanz bereiteten sich ebenfalls auf das Spitzenspiel des Tages vor. Viel zum Sagen hatte man sich nicht wirklich. Um 10:00 Uhr fiel der Startschuss in einen wahrlich heißen Turniertag.
Das erste Spiel war zugleich das Schwerste und die Deggendorf Pflanz hatten eine nicht ganz so alte Rechnung zu begleichen. Die Blamage im eignen Haus und damit die erste Saisonniederlage kratzten sehr am Ego der Gegner, die ein zweites Mal ein solches Desaster nicht zulassen würden wollen. Wer ihnen diesen Dolchstoß zugefügt hatte brauchen wir nicht wirklich zu erwähnen. Mit Biss und der Entschlossenheit diese Dolchstoßtruppe einzunorden gingen die Pflanzen an Werk. Würde das die Allgäu Rangers aus ihrem Konzept bringen? Nun man muss diese Truppe kennen und unser Onlineteam hat diese Mäuse in den letzten Wochen recht gut einschätzen lernen können. Mit viel Herz, spielerischer Eleganz und dem Willen genau dieses Spiel gewinnen zu wollen hatten sie noch ungewohnte Unterstützer. Klar die Eltern und Fans waren tatkräftig zugegen, aber auch die Gastgeber der Ingolstadt Lumberjacks wünschten den Rangers alles Gute und maximalen Erfolg mit den Worten: „Macht es nochmal und schmeißt die Pflanz aus unserer Arena“. Welch ungewöhnliche Allianz, die es so auch selten gibt. So beflügelt lief das Spiel mehr als nur gut und nach den ersten Einschlägen der Rangers war der Wille zu Siegen bei den Deggendorfern gebrochen. Mit dem ersten Paukenschlag des Tages konnten die Allgäuer Burschen sehr gelöst in die Kabine zurückgehren.
Im zweiten Spiel gegen die zweite Garde der Deggendorf Pflanz war eine unberechenbare Größe aufgelaufen. Rein spielerisch betrachtet eigentlich kein großes Problem, aber wie der Name schon erkennen lässt handelt es sich um die Teamkollegen aus dem ersten Spiel. Würde da eine gewisse Wut eine entschiedene Rolle spielen? Nun im Grunde genommen nicht, denn gegen die Herztruppe der Rangers braucht man keine Verbissenheit an den Tag legen. In den ersten fünf Spielminuten waren diese Herzen aber offensichtlich noch etwas vernebelt und gaben das Zepter aus der Hand. Leichtes Oberwasser für die Deggendorfer, die im weiteren Spielgeschehen der Spieldominanz der Rangers nichts entgegensetzen konnten.
In der letzten Spielpaarung des Tages musste man sich den Unterstützern und Hausherren persönlich stellen, denn die Ingolstadt Lumberjacks waren nun definitiv Gegner und hatten im Vorgeschehen den Deggendorf Pflanz ebenfalls eine kleine Breitseite verpasst. In der Vergangenheit taten sich auch die Allgäu Rangers nicht immer leicht. Ausgerechnet diese Unsicherheit trennte das Team vom Turniersieg und dem Meisterschaftstitel. Jetzt durfte nichts mehr anbrennen. Die bisher erbrachten Erfolge waren nichts, wenn jetzt noch etwas schiefgehen würde. Genauso wurde es den Kids mit auf den Weg gegeben. Sicher das war natürlich geflunkert, aber in solch einer Situation ist diese psychologische Flunkerei ein super Rezept, um die Burschen weiterhin auf Kurz zuhalten. Und so kam es wie es sich alle Beteiligten gewünscht hatten. Das maximal Mögliche ist tatsächlich eingetreten.
Erst jetzt löste sich schlagartig die Anspannung und machte Platz für Emotionen, die den Kindern in unvergesslicher Erinnerung bleiben dürften. Für Trainer Michels war es nicht der erste Meisterschaftstitel. Hat er es doch zusammen mit Trainerkollege Müller geschafft aus dieser zusammengewürfelten Truppe eine blitzgescheite Einheit mit viel Herzblut zu formen.
Bevor es mit dem Partybus auf die Heimreise ging galt einen Moment inne zu halten, denn der Amoklauf von München kaum 24 Stunden zuvor versetzte ganz Deutschland in eine Schockstarre. In Gedenken an die Opfer kehrte in dieser sportlichen Veranstaltung ein Moment der Stille ein. Auch den kleinen Akteuren war mehr als bewusst was passiert war. Im Anschluss wurde mit der eigentlichen Siegerehrung begonnen und erst jetzt fiel der Startschuss zur Partyrunde, die mit einem russischen Schaschlikgrillfest am Eisstadion in Marktoberdorf endete.
Wir möchten uns nochmals für die super freundliche Aufnahme in eurer Mitte bedanken. So eine Liverecherche inmitten eines Meisterschaftskampfes verursacht immer eine leichte Unruhe im routinierten Ablauf. Wir konnten hautnah dabei sein und haben uns doch versucht im Hintergrund zuhalten, um euren Ablauf so wenig wie möglich zu stören. Bei den kleinen Mäusen nicht immer einfach, denn die waren natürlich von unserer Begleitung sehr angetan. Euch eine schöne Sommerpause und dann ab aufs Eis.
Mit diesem Besuch endet auch unsere EAS Sommerreise, die einmal mehr den Einblick in andere Sportvereine zeigen soll. Jetzt kommen die großen Sommerferien und danach starten wir in eine neue Eishockeysaison.
EA Schongau – Wir leben Eishockey!
EAS Onlineredaktion …